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Toni Erdmann – ein großartiger Film

Auch zwei Tage später bin ich noch kaum in der Lage, diesen Film zu beschreiben. Ein Vater versucht wieder eine nähere Beziehung zu seiner erwachsenen Tochter herzustellen und geht dabei ungewöhnliche Wege. So viel zur Handlung.

Der Film wirkt dabei so natürlich, dass man schon bald nicht mehr einen Film schaut, sondern miterlebt, wie zwei ganz normale Menschen ihr Leben machen und sich dabei langsam entwickeln und wieder näher kommen. Das ganze ist sehr fein gespielt und erzählt, mit viel Ruhe, dabei nie langweilig. Im Gegenteil: ich hatte nach den 162 Minuten Abschiedsschmerz von Ines und Winfried / Toni.

Ich werde mir die anderen Filme von Maren Ade (Der Wald vor lauter Bäumen, Alle Anderen) auf jeden Fall anschauen. Jetzt liegt die Latte allerdings sehr hoch. 😉

Was andere zu dem Film sagen:

Maren Ade baut mit diesem perfekten Duo Peter Simonischek und Sandra Hüller, die gemeinsam und dennoch jeder für sich zu einem merkwürdigen Pas de deux antreten, eine unglaublich intensive Bindung auf. Sie zeigt eine Vater-Tochter-Beziehung, die gleichzeitig ein Abgesang aufs 20. Jahrhundert ist und die Beschreibung einer neuen Zeit. Das macht Maren Ade ohne Wehmut und Anklage. Sie stellt fest, sie seziert wie ein besonders präziser Chirurg die Beziehungsgeflechte zwischen Vater und Tochter und richtet das Ergebnis dann mit viel liebenswertem Charme und wissendem Humor so an, dass alle Beteiligten ernst genommen werden und ihre Geheimnisse behalten. Es wird wenig erklärt, obwohl Maren Ade sich sehr viel Zeit lässt, um Spannung aufzubauen und ihre Geschichte zu entwickeln. Das erfordert Mut und eine ungeheure Souveränität, denn 162 Minuten Familiendrama sind eine echte Herausforderung, auch wenn es viel zu sehen, zu lachen und zu schmunzeln gibt. Maren Ade beweist, dass sich der Mut lohnt, und vielleicht hat sie mit Toni Erdmann nicht nur eine unsterbliche Filmfigur geschaffen, sondern auch einen Film, der sich weit jenseits aller Verflachungstendenzen gegen den Mainstream behaupten könnte. Das wäre nicht nur wünschenswert, sondern auch sehr, sehr schön.

Toni Erdmann Filmplakat

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